Die EU ist in Sachen Nachhaltigkeitsregulierung führend. Doch wird der Rest der Welt dieselben Regeln übernehmen oder müssen globale Bekleidungshersteller künftig regional unterschiedliche Anforderungen bewältigen? Just Style geht der Frage nach.
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Europa ist Vorreiter bei der Festlegung und Umsetzung nachhaltiger Vorschriften für die Bekleidungsindustrie. Diese gelten für jeden, der innerhalb der Europäischen Union (EU) Produkte kaufen oder verkaufen möchte.
Laut Dirk Vantyghem, dem Generaldirektor von Euratex, gebe es derzeit 16 Gesetzesvorhaben. Das größte Puzzlestück sei jedoch die Verordnung zum Ökodesign für nachhaltige Produkte (ESPR), die alle Zulieferer dazu zwinge, qualitativ hochwertigere Produkte in puncto Haltbarkeit und Nachhaltigkeit herzustellen.
Er erläutert, dass dieses Gesetz vor einigen Monaten verabschiedet wurde und derzeit auf Bekleidung und Textilien übertragen wird. Derzeit wird darüber diskutiert, wie oft ein T-Shirt gewaschen werden muss, bevor es seine Eigenschaften verliert.
Darüber hinaus führt die EU digitale Produktpässe (DPP) ein. Das bedeutet, dass jedes Kleidungsstück mit detaillierten Produktinformationen versehen wird, darunter mit Angaben zu Herstellungsort und -art.
„Es zwingt die gesamte Lieferkette, Daten auszutauschen und zu standardisieren“, bemerkt Vantyghem.
Die EU möchte auch das Abfallproblem in der Bekleidungsbranche angehen. Vantyghem fügte hinzu: „Die Entscheidung über die Einführung eines Systems der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) wird sehr bald fallen und wir prüfen, wie die Textilindustrie daran beteiligt werden kann.“
Darüber hinaus führt das Land gesetzliche Vorschriften zur Sorgfaltspflicht ein. Diese übernehmen Marken und Hersteller stärker in die Verantwortung, soziale Vorschriften und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette einzuhalten, was Konsequenzen für diejenigen hat, die dies nicht tun.
Vantyghem betont: „Die Landschaft hinsichtlich der EU-Regulierung verändert sich dramatisch und drängt uns alle in Richtung mehr Nachhaltigkeit, mehr Transparenz und höhere Qualität.“
Folgen andere Länder dem Beispiel der EU in Sachen nachhaltige Regulierung?
Die Herausforderung für globale Bekleidungshersteller besteht darin, dass die EU zwar eine Vorreiterrolle einnimmt, andere Länder und Regionen sich jedoch nicht an dieselben Regeln halten, sondern ihre eigenen schaffen.
Ein Vorteil der EU-Struktur besteht darin, dass sich alle 27 Mitgliedsstaaten des Binnenmarktes auf die Einhaltung derselben Vorschriften einigen. In den USA hingegen erlassen die einzelnen Bundesstaaten ihre eigenen Nachhaltigkeitsgesetze.
Kalifornien und New York sind die Bundesstaaten, die man im Auge behalten sollte. Steve Lamar, Präsident und CEO der American Apparel & Footwear Association, betonte, dass die Gesetze in diesen Bundesstaaten viel früher in Kraft treten werden als auf Bundes- oder Landesebene.
Sein Rat an Führungskräfte und Lieferanten in der Modebeschaffung besteht darin, sich mit der Geographie der USA vertraut zu machen, da die Regulierung wahrscheinlich auch weiterhin hauptsächlich auf bundesstaatlicher Ebene erfolgen wird.
Angesichts der Tatsache, dass in den USA Wahlen stattfinden, fügt er hinzu: „Es wird noch weitere Vorschläge geben, aber nächstes Jahr werden Steuern das Hauptanliegen der US-Unternehmen sein.“
Er zieht jedoch auch die positive Bilanz: „In zehn Jahren werden wir zurückblicken und feststellen, dass dies die Zeit war, in der unser Sektor am transparentesten und nachvollziehbarsten war.“
Auf Bundes- bzw. Landesebene gibt es in den USA den Uyghur Forced Labor Prevention Act (UFLPA), der sich mit Zwangsarbeit befasst.
In Kalifornien gibt es zwar kein DPP, aber einige Kongressabgeordnete arbeiten an einem entsprechenden freiwilligen Äquivalent und gerade hat Kalifornien sein erstes Gesetz zur Müllabfuhr verabschiedet. Lamar fügt jedoch schnell hinzu: „Es handelt sich um ein Müllabfuhrgesetz, nicht um ein Recyclinggesetz.“
Auch in Bezug auf die Treibhausgasemissionen gibt es große Veränderungen, die jedoch in Kalifornien wiederum viel früher eintreten werden als in den gesamten USA.
Lamar erläutert: „Es gibt verstärkte Bemühungen zur Berichterstattung, wenn Produkte über die Grenze kommen. Einer der Bereiche, in denen wir optimistisch sind, ist die Sicherstellung, dass Online-Marktplätze und Drittanbieter, die die Produkte anderer verkaufen, für das, was sie verkaufen, verantwortlich sind.“
Japan ist ein weiteres Beispiel für ein Land, das in Sachen Nachhaltigkeit seinen eigenen Weg geht. Das Land strebt an, bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden, und die Regierung hat Richtlinien für verantwortungsbewusstes Geschäftsgebaren erlassen, um die Menschenrechte in den Industriezweigen, darunter der Textil- und Bekleidungsindustrie, zu schützen.
Kenichi Tomiyoshi, stellvertretender Vorsitzender der Japan Textile Federation, betont, dass die Textilindustrie in der Politik Japans eine zentrale Rolle spielt.
In ihrer „Circular Economy Vision 2020“ nennt die japanische Regierung fünf Schlüsselindustrien, darunter auch die Textilindustrie. Ihr Ziel besteht darin, den Textilsektor zu stärken und bis 2040 mit einer Politik, die auf der Förderung seines Nachhaltigkeitsethos basiert, in neue Märkte zu expandieren.
Japan hat bereits große Erfolge beim PET-Recycling vorzuweisen, ist aber auch bestrebt, die Kreislaufwirtschaft in der Textil- und Bekleidungsindustrie zu verbessern. Zu diesem Zweck sortiert das Land Kleiderabfälle und trennt Materialien für das Faser-zu-Faser-Recycling.
Unterdessen geht auch China, der mit Abstand größte Bekleidungslieferant der Welt, in Sachen Nachhaltigkeitsgesetzgebung seinen eigenen Weg.
Yan Yan, Direktorin des Büros für soziale Verantwortung beim China National Textile and Apparel Council (CNTAC), erklärt, dass es in China bereits viele Richtlinien zur Nachhaltigkeit gebe.
Die jüngste Richtlinie wurde am 30. Juli dieses Jahres eingeführt und ist ein duales Kontrollsystem zur Verbesserung der Kohlenstoffemissionen.
China verfolgt außerdem eine Politik für grüne Energie. Yan weist darauf hin, dass nach einer Schätzung des CNTAC etwa 65 % des COXNUMX-Fußabdrucks der chinesischen Bekleidungs- und Textilindustrie auf den Energieverbrauch zurückzuführen seien. Daher sei es ihrer Ansicht nach von entscheidender Bedeutung, die Energie „grüner“ zu machen.
Chinas erste nationale Politik zur Kreislaufwirtschaft hat wichtige Ziele. Yan teilte mit, dass das Ziel darin bestehe, die Recyclingquote bis 25 auf 2025 % zu steigern. Zudem wird die ESG-Politik des Landes und die Offenlegung von freiwilligen Informationen zu verpflichtenden Maßnahmen weiterentwickelt.
Sie fügt hinzu, dass China mit verschiedenen Interessengruppen zusammengearbeitet hat, um bahnbrechende Praktiken in den Bereichen ESG und Kreislaufwirtschaft einzuführen, darunter ein Toolkit zur Schaffung kohlenstoffneutraler Standards für die gesamte Lieferkette.
Yan fährt fort: „Wir haben eine CO2-Offenlegung für Unternehmen eingerichtet. Wir haben auch mit mehreren Marken zusammengearbeitet und festgestellt, dass wir ein besseres Modell brauchen, um das Recycling von Abfällen skalierbarer zu machen.“
Sie hat außerdem mit der DPP-Arbeit begonnen, da im nächsten Jahr in China digitale IDs eingeführt werden sollen, mit denen Produkte vollständig identifizierbar sind und ihre Recyclingfähigkeit nachgewiesen werden kann.
Möchte sich die Welt an Nachhaltigkeitsvorschriften orientieren?
Der US-Amerikaner Lamar ist optimistisch, dass sich für die USA Möglichkeiten ergeben werden, sich bei der Nachhaltigkeitsregulierung an die EU anzugleichen.
Er meint: „Es ist toll zu sehen, was Europa, China und Japan tun, aber die Industrie muss sich stärker engagieren.“
Er räumt zwar ein, dass die USA derzeit nicht engagiert seien, dass wir auf globaler Ebene jedoch ebenfalls ein „besseres“ Engagement benötigen.
„Wir brauchen eine stärkere Partnerschaft zwischen Käufer und Lieferant und wir müssen sicherstellen, dass wir uns aufeinander verlassen und darauf vertrauen können, dass der andere die Arbeit erledigt“, sagt er.
Der Japaner Tomiyoshi stimmt dem zu und sieht in der Standardisierung einen Schlüssel. Er erklärt, dass Japan die Rückverfolgbarkeit standardisieren möchte und dass man auch über Ökodesign bei Textilprodukten diskutiert, das dem ähnelt, was in der EU eingeführt wird.
Wichtig zu beachten ist, dass die Länder, die die Anforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeitsgesetze vorgeben, nicht immer diejenigen sind, die die Waren produzieren.
Anfang des Jahres erklärte Cem Altan, Präsident der International Apparel Federation, gegenüber Just Style, dass die auf den Modesektor abzielende ESG-Gesetzgebung gerecht über die Lieferkette verteilt werden müsse, um ein vollständiges Scheitern zu vermeiden.
Altan teilte mit, dass es seine Mission sei, das Engagement von Marken und Einzelhändlern zu gewinnen, und schlug gemeinsame Programme zur Bewältigung der bevorstehenden Gesetzgebung vor.
Quelle aus Nur Stil
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